Literarische Verarbeitung eines weiteren Falles eines "Wolfskindes", das im 18. Jh. in Südfrankreich entdeckt wurde.
Rezension
Sie nannten ihn "l`animal", den "Wilden" und suchten herauszufinden, ob dieses Wesen, das sich von Wurzeln und Nüssen ernährte und wie ein Eichhörnchen auf Bäume kletterte, der Spezies der Menschen überhaupt zugerechnet werden konnte. "Der Wilde" zeigt keine Gefühlsregungen und will sich nicht anpassen, so wird er zunächst in ein Waisenhaus und schließlich in ein Institut für Taubstumme nach Paris verfrachtet und der Wissenschaft überlassen. Nur der junge Arzt Itard findet Zugang zu ihm, erkennt, dass der Junge selektiv hört, nur auf Geräusche aus der Natur reagiert. Itard bringt dem Wilden minimale Verhaltensweisen bei. Seine aufbrechende Sexualität, die nicht durch natürliche Scham oder Moral und Sitte gezügelt werden kann, lässt ihn jedoch zunehmend zum Problem werden. Trotz aller Versuche zu dem Inneren des Jungen vorzudringen, bleibt die Frage offen: Wann ist ein Mensch ein Mensch?
Verstörendes Buch über ein Faszinosum, das seit "Kaspar Hauser" Menschen beschäftigte. Gute sprachliche Einfühlung in die Denkweise des 18. Jh.Rezensent: Bettina Rehbein
Personen: Boyle, T.C.
Boyle, T.C.:
Das wilde Kind / T.C. Boyle. - 1. Aufl. - München : Hanser, 2010. - 105 S. ; 21 cm. - Aus d. Amerikan.
ISBN 978-3-446-23514-4 geb. : EUR 12.90
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch