Spurensuche nach den Wurzeln einer tschechisch-deutschen Familiengeschichte.
Rezension
Aus eigenen Erfahrungen kennt die Autorin Verdrängen und Schweigen der Eltern- und Großelterngeneration. Im ersten Teil des Romans kann sie auf die Aufzeichnungen des jüngeren Bruders ihres Vater zurückgreifen. Als damals Sechsjähriger hat er den Brünner Todesmarsch im Mai 1945 miterlebt, doch anders als der zwölfjährige Bruder Paul viele Details - wie die grausame Tötung der Großmutter, die Typhuserkrankung und den Tod der Mutter am Ende des Marsches - nicht als lebenslang belastende und sprachunfähig machende Ereignisse. So erhielten Pauls Kinder nie eine Antwort auf ihre Fragen nach Kindheit und Vertreibung der väterlichen Familie aus Brünn. Nach dem Tod des Vaters und der Sichtung einiger Unterlagen, entschließen sie sich, nach Brünn zu fahren. Sie hoffen dort auf Zugang zum Verhalten des Vaters und auf Verständnis für sein Verhalten zu stoßen. Das gelingt, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Die Begegnung zwischen Tschechen und Deutschen ermöglich einen Neubeginn und schließt alte Wunden.
Der Roman bietet eindrucksvolle Reflexionen über Verdrängen und Beschweigen und zeigt hoffnungsvolle Perspektiven für die Zukunft auf.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Benda, Susanne
Benda, Susanne:
Dein Schweigen, Vater : Roman / Susanne Benda. - Stuttgart : Urachhaus, 2022. - 253 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8251-5331-1 geb. : EUR 22.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Ben - Buch