Ein Sohn beschreibt seinen Abschied vom berühmten Vater, der durch eine Krankheit nicht bleibt, was er war.
Rezension
Das Titelbild dieses Buches zeigt eine Zeichnung von Horst Janssen. Sie portraitiert Walter Jens als bedeutenden Denker. Sein Gesicht drückt eben die Geistesabwesenheit aus, die wir von solchen Größen erwarten. Diese Abwesenheit ist nun auf unheimliche Weise wirklich geworden, denn Walter Jens leidet an Demenz. Sein Sohn Tilman beschreibt seinen Vater mit Zärtlichkeit und Zorn. Er hat den Eindruck, die Krankheit seines Vaters entsteht aus der späten Aufdeckung seiner NSDAP-Mitgliedschaft. Er nennt den Befund die "Schweigekrankheit" und versucht unablässig zu verstehen, warum der Aufklärer Jens dieses Detail seiner Jugend nicht aufklärte. Darin zeigt er sich als Sohn seines Vaters. In ihm lebt die gleiche Leidenschaft für Gerechtigkeit und Wahrheit. Er zeichnet ein widersprüchliches Bild des Geistesabwesenden. Kuchenschlachten, kindlich naive Freude und Verzweiflung mischen sich darin. Das schmale Buch ist ein urprotestantisches Dokument eines Abschieds jenseits aller Verstellungen.
Ein Buch für Väter und Söhne, Angehörige von Demenz-Kranken und alle, die sich dafür interessieren, wieviel in unserer Kultur öffentlich sein darf.Rezensent: Frank Hiddemann
Personen: Jens, Tilman
Jens, Tilman:
Demenz : Abschied von meinem Vater / Tilman Jens. - 1. Aufl. - Gütersloh : Gütersloher Verl. - Haus, 2009. - 141 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-579-06998-2 geb. : EUR 17.95
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch