Von der Sehnsucht einer Frau, über ihre Rolle als Ehefrau und Mutter hinauszuwachsen.
Rezension
Was ist diese Sehnsucht in uns, die uns über uns selbst hinaustreibt, die uns das andere suchen lässt - in uns oder einem Gegenüber? Warum wollen wir oft gerade da sein, wo wir nicht sind? Für die Ich-Erzählerin war in jungen Jahren die Betrachtung eines Bildes in einer Galerie so aufwühlend, dass ihr Leben in eine Krise geriet. Jetzt, viele Jahre später, ist sie immer noch von dieser Sehnsucht bestimmt, lädt jenen Künstler - wie viele andere vor ihm - in ihr Gartenhaus ein. Immer noch hofft sie auf eine besondere Erfahrung durch seine Kunst, durch ihn - obwohl sie in der Natur, einer kargen Marschlandschaft, und in einer neuen Ehe Ruhe und Sicherheit gefunden hat. Sie weiß, dass sie dies wieder aufs Spiel setzt, aber sie muss es tun. Die nächste Krise bahnt sich ihren Lauf. Nicht die Handlung ist interessant an diesem Text, sondern die genaue Selbsterkundung, die die Jetztzeit, aber auch Rückblicke, umfasst. Cusk findet dafür eine teils poetische, teils sperrige, sehr eigene Sprache.
Sich auf diese Reflexionen zu Kunst, Natur und das die eigenen Grenzen transzendierende Wesen des Menschen einzulassen, erfordert viel Interesse und geübte Leser*innen.Rezensent: Angelika Barth
Personen: Bonné, Eva Cusk, Rachel
Cusk, Rachel:
Der andere Ort : Roman / Rachel Cusk. Dt. von Eva Bonné. - Berlin : Suhrkamp, 2021. - 202 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-518-43018-7 geb. : EUR 23.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Cus - Buch