Nach dem Verlust seiner Mutter, wächst Lewis völlig unverstanden und einsam auf und findet nur in Schmerz und Gewalt einen Ausweg
Rezension
Der kleine Lewis lebt mit seiner liebevollen, unkonventionellen, trinkenden Mutter alleine auf dem Land, bis der Vater nach Jahren aus dem Krieg zurück kommt. Von nun an führen sie ein beschauliches, geregeltes Leben, das vom sonntäglichen Kirchgang, Tennispartien und Cocktailparties geprägt ist. Eines Tages geschieht dass Unfassbare: Lewis Mutter ertrinkt im Fluss. Lewis bleibt völlig verstört und alleine zurück, der Vater versteht ihn nicht, distanziert sich von ihm und präsentiert seinem Sohn schon nach kürzester Zeit eine junge, naive Stiefmutter. Lewis kann sich nicht von seinem Schock erholen und versteinert innerlich. Bald sucht er Zuflucht in Alkohol, heimlichen Besuchen in einem Londoner Nachtclub und beginnt, sich die Arme zu ritzen. Die Situation eskaliert und Lewis Wut entlädt sich in einer Katastrophe, die ihn für zwei Jahre ins Gefängnis bringt. Nach dieser Auszeit kommt er als Fremder in seine Heimat zurück. Die Nachbarn und ehemaligen Freunde begegnen ihm mit Unverständnis, Vorurteilen und Provokationen. Lewis wird immer weiter ausgegrenzt und gerät ständig tiefer in einen Sog von Verzweiflung und Gewalt. Nur Kit, die jungenhafte und wilde Tochter einer scheinbar befreundeten Familie, der selber immer wieder Unrecht geschieht, sieht in Lewis das Schöne und Heldenhafte und versucht, sich ihm zu nähern. Sadie Jones erzählt in ihrem Debütroman, der in der Nachkriegszeit in England spielt, von der Scheinheiligkeit und Verlogenheit unserer Gesellschaft, die, mit Vorurteilen beladen und aus Langeweile, einen der Ihren ausstößt und zum Opfer macht. Mit ergreifenden, schönen Worten, die oft im Gegensatz zu den Ungerechtigkeiten stehen, die Lewis erleben muss, beschreibt sie die Spirale von Sprachlosigkeit, Missverständnis und Gewalt. Oft fühlt sich der Leser genauso hilflos wie Lewis, wird wütend über die spießigen und heuchlerischen Menschen, auf die er trifft und kann sich genau so wenig wie Lewis selbst, dem Geschehen entziehen.
Ein ergreifender, leidenschaftlicher Roman über einen unschuldig zum Schuldigen werdenden Anti-Helden, der zu guter Letzt doch noch eine leise Hoffnung auf die Liebe erfährt.Rezensent: Stefanie Drüsedau
Personen: Jones, Sadie
Jones, Sadie:
Der Außenseiter : Roman / Sadie Jones. Dt. von Brigitte Walitzek. - 1. Aufl. - München : Schöffling, 2008. - 416 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-89561-385-2 geb. : EUR 22.90
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