Ein Iraker, indisch aussehend, erzählt aus 35 Jahren: Kriege, jahrelange Flucht und Bedeutung von Lesen- und Schreibendürfen.
Rezension
Der Roman ist im Bagdad zur Zeit Saddams angesiedelt. Jedes der acht Kapitel bildet eine Einheit der Lebensgeschichte. Etwa das der Wunder, die er dankbar sieht: Die Literaturwelt, die er durch den Schwager kennenlernt, die Irak-Flucht dank falscher Papiere, familienfinanziert trotz Armut, der geplatzte Gefängnistransport-Reifen, der vor Hinrichtung bewahrt, die Hure, die zum Pass in die Türkei verhilft. Kriege, Militär-Willkür, lyrische Schreibwut als "Lunge des Lebens" auf geklautem Dattel-Einwickelpapier beim Anblick schöner Frauen, Flucht über Jahre durch viele Länder um Europa zu erreichen und 2001 in München zu landen - das Buch ist und beinhaltet Leben, und vor allem literarische Qualität. Realistisch grausam präzise und zugleich poetisch die Erzählweise und Sprache. Heiteres wie anatomischen Betrachtungen weiblicher Hintern wechselt mit erlebtem Schrecken. Er beschreibt Menschen jeglichen Typs: Obrigkeit, Frauen, Schlepper, Mitflüchtende und Freunde.
Literarisch hervorragend ohne Mitleidseffekt. Selbstachtung und Würde des Erzählenden sind unabhängig vom Flüchtlingsdasein. Dies gibt er dem Leser mit. Sehr empfohlen, auch für Gruppen.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Khider, Abbas
Khider, Abbas:
Der falsche Inder : Roman / Abbas Khider. - München : btb, 2013. - 156 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-442-74460-2 kt. : EUR 8.99
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