Dawkins, Richard
Der Gotteswahn
Buch

Der Evolutionsbiologe und Professor für "Public Understanding of Science" Richard Dawkins schreibt eine Religionskritik, die jeder Form der Religion ein Ende bereiten und Leser für das Bekenntnis zum Atheismus überzeugen soll.


Rezension

Dawkins, dessen Buch mit einer Seite bei Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Der_Gotteswahn) eingetragen ist, kritisiert folgende Gotteshypothese: "Es gibt eine übermenschliche, übernatürliche Intelligenz, die das Universum und alles, was darin ist, einschließlich unserer selbst, absichtlich gestaltet und erschaffen hat." Seine Gegenthese lautet: "Jede kreative Intelligenz, die ausreichend komplex ist, um irgendetwas zu gestalten, entsteht ausschließlich als Endprodukt eines langen Prozesses der Evolution." Religion und ihre Vertreter versteht Dawkins als einschränkend, terroristisch, verbildend, beschränkt, ungebildet, unfähig. Dagegen steht das "bewußtseinserweiternde Darwinsche Evolutionsmodell". Dieses Modell und seine Vertreter sind gebildet, intelligent, kreativ, glücklich, moralisch edel. Das "bewußtseinserweiternde Darwinsche Evolutionsmodell" ist der Generalschlüssel für Natur und Kultur. Religion gibt es, weil sie (1) das Überleben der Gruppe ermöglichte, (2) als unbedingter Gehorsam der Kinder gegenüber den Eltern sowohl Nebenfolge als auch Überlebensfaktor war (3) als Meme oder Memplexe, die Kombination von Memen bildete. Analog zu den Genen steuern Meme menschliche und eben auch religiöse Vorstellungen. In Dawkins streng empirisch ausgerichtetem Weltbild gibt es nur das, was es gibt - es kommt hinten nicht mehr heraus, als man vorn hineinsteckt. Man kann der Naturalisierung des Menschen zuschauen. Die kritische Unterscheidung zwischen Symbolwelt und Theorie der Religion wird aufgehoben. Sobald Dawkins theologisch oder philosophisch argumentiert, fehlt es an ausreichender Sachkenntnis. - Die Zielgruppe des Buches sind religiöse Fundamentalisten. Gegen sie argumentiert Dawkins wie ein Wahrheitszeuge mit missionarischem Überlegenheitspathos. Diese Mischung wird beim Publikum ankommen. Seine Zielgruppe wird Dawkins vermutlich nicht überzeugen. Dieses Buch "Der Gotteswahn" scheint ein religiöser Widergänger zu sein, der, wie die kritisierte Gotteshypothese, unbedingte Geltung einfordert.

Das Buch richtet sich an jeden, der glaubt, oder Atheist ist sowie Gesprächskreise in Kirchengemeinden, die am gegenwärtigen Geistesleben teilnehmen und die Auseinandersetzung pflegen. Ab 16 J.

Rezensent: Martin Schulz


Personen: Dawkins, Richard

Schlagwörter: Moral Evolutionsbiologie Religionskritik

Dawkins, Richard:
Der Gotteswahn / Richard Dawkins. Dt. von Sebastian Vogel. - 2. Aufl. - Berlin : Ullstein, 2007. - 574 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-550-08688-5 geb. : EUR 22.90

Zugangsnummer: 0002/2614
Glaube und Theologie im Gespräch (z.B. Auseinandersetzung mit Wissenschaften, Religionen und Weltanschauungen) - Buch