Ein Bildungsroman der besonderen Art.
Rezension
Inge Lohmark, Biologielehrerin am Darwin -Gymnasium im Hinterland Pommerns, verheiratet mit einem Straußenzüchter, Mutter einer Tochter, die nach einem Auslandsaufenthalt in den USA ihre Existenz in der Fremde gründet, beurteilt ihre Schüler kritisch-ironisch jedoch mit realistischer Interpretation, erkennt und erlebt dabei alle Facetten der Pubertät. Die Pädagogin führt "Die Neunte" (-sowie den Leser-) durch Naturhaushalte, Vererbungsvorgänge, Embryogenese in weitere biologische Sektoren, versteht die Schule als "Ort des Wandels und der Veränderung", die, mangels Nachwuchses, vor der Schließung zu stehen scheint, erklärt alles "Vorausgegangene als Bedingung für das Nachfolgende" mit einer permanenten "Sinnunterstellung". Als Inge Lohmark zu einer Schülerin eine platonische Beziehung aufbaut, erfährt sie als Mittfünfzigerin etwas bis dato Unbekanntes, was sie gedanklich besetzt und erschüttert, ihren Alltag dominiert und aus dem Rhythmus bringt. Entstanden ist höchst eigenwillige Prosa, die Einblick gibt in Strukturen, Vorstellungen und nicht realisierte Wünsche ihrer Protagonisten mit der latent durchklingenden Sehnsucht nach vergangenen Zeiten.
Gelungene Mischung aus Wissenschaft und "Alltagspsychologie". Anspruchsvolle, herausfordernde Lektüre. Aufwändig gebunden in Leinen mit der "Innenansicht" der Giraffe, die symbolischfür die "unersätliche Gier" des Menschen steht. Empfehlenswert für ALLE Büchereien.Rezensent: Brigitta Morgenstern
Personen: Schalansky, Judith
Schalansky, Judith:
Der Hals der Giraffe : Bildungsroman / Judith Schalansky. - 1. Aufl. - Berlin : Suhrkamp, 2011. - 222 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-518-42177-2 geb. : EUR 21.90
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