Familienberichte über verschwiegene Taten der NS-Zeit, die die Generationen belasten.
Rezension
Wurde die NS-Zeit in Deutschland auch akademisch und politisch mit großer Energie aufgearbeitet, so belastend wie verschwiegen ist sie dennoch in vielen Familiengeschichten. Unbearbeitete NS-Verbrechen und Traumatisierungen durch den Zweiten Weltkrieg wirken kaum bemerkt bis heute nach. Sie werden unbewusst weitergegeben an die nachfolgenden Generationen; über die Taten der Väter und Großväter wird in den Familien nicht geredet; oft um die noch lebenden Verwandten nicht zu verletzen. Eine persönliche, eine menschliche Auseinandersetzung hat vielfach noch nicht stattgefunden. In einer Zeit, in der die letzten Zeitzeugen der NS-Diktatur sterben, möchten vielen Nachkommen das Schweigen brechen und endlich über die Taten ihrer Vorfahren Klarheit haben. Senfft verfolgt zwölf Familienberichte in ihrem Buch. Der Text ist sehr persönlich gefärbt, man merkt die Betroffenheit der Autorin, die hofft, in der Aufarbeitung privater Familiengeschichten auch den Schlüssel gegen strukturellen Rassismus, Antisemitismus und Muslimfeindlichkeit zu finden.
Ein breit zu empfehlender Text, der eigentlich alle LeserInnen berühren müsste.Rezensent: Christiane Spary
Personen: Senfft, Alexandra
Senfft, Alexandra:
Der lange Schatten der Täter : Nachkommen stellen sich ihrer NS-Familiengeschichte / Alexandra Senfft. - München : Piper, 2016. - 351 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-492-05739-4 geb. : EUR 22.00
Biographie, Briefe, Tagebücher - Signatur: B Sen - Buch