Ein Roman über einen katholischen Priester, der sich kritisch mit der momentanen Lage der Kirche auseinandersetzt.
Rezension
Der erste Roman des Autors erzählt von zwei Männern, die mit etwa 50 Jahren in einer Lebenskrise stecken. Andreas, nach einigen Liebschaften und homosexuellen Beziehungen Priester geworden, hält unter dem Eindruck der Missbrauchsfälle eine mutige Predigt, in der er die starren Dogmen der Kirche anprangert. Dann gerät er selbst in den Verdacht des Missbrauchs. Mit Thomas, dem Literaturwissenschaftler hat er alle Erlebnisse und Erfahrungen seit Kindertagen besprochen. Aber Thomas liegt mit einem Herzinfarkt in der Klinik. Immer wieder wird zurückgeblendet in die Kindheit und Jugend der Freunde vor dem gesellschaftlichen Hintergrund der 70er und 80er Jahre. Diese Episoden lesen sich wie ein etwas kleinteiliger Adoleszenz-Roman. Dann wird wieder umgeschwenkt in die Gegenwart. Richtig packend und berührend sind die Stellen, an denen sich Andreas mit seinem Glauben und seinem Amt auseinandersetzt und die Frage auftaucht, welches Sicherheitsnetz beim Drahtseilakt des Lebens auf Dauer hält.
Der offene Schluss regt zum Diskutieren und Nachdenken an. Für alle, die Bücher lieben, mit denen man noch etwas länger beschäftigt ist nach dem Zuklappen.Rezensent: Heidrun Martini
Personen: Göring, Michael
Göring, Michael:
Der Seiltänzer : Roman / Michael Göring. - 1. Aufl. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2011. - 351 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-455-40099-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher