Ein vietnamesisches Umerziehungslager der Nachkriegszeit. Der Ich-Erzähler muß sein Leben als Doppelspion aufschreiben.
Rezension
Es geht ums Überleben! Immer wieder muss der Erzähler seinen Lebensbericht umschreiben, bis endlich die/eine gewünschte Version herauskommt. Fast alle Berichte, Romane und Filme zeigen die amerikanische Sicht auf den Vietnamkrieg, sie haben die Deutungshoheit und propagieren sie medial weltweit. Der in Vietnam geborene amerikanische Autor setzt hier einen Kontrapunkt. Sein Erzähler hat eine vietnamesische Mutter, einen französischen Vater und erlebt als Doppelspion (für die Kommunisten und für die exilvietnamesische Befreiungsbewegung) eine existentielle Spannung zwischen postkolonialem Bewusstsein und Ideologie, zwischen Moral und identitärem Überlebenskampf, zwischen der rassistischen Grundströmung der USA und dem demokratischen Freiheitsversprechen. So wird aus dem Bericht eine fundamentale Amerikakritik, ein rasanter Thriller, der alle Widersprüche aufnimmt, und eine Abrechnung mit allen weltanschaulichen Universalansprüchen. Was bleibt ist die Einsicht in die Sinnlosigkeit.
Ein stilistisch leicht daherkommender gewichtiger Roman mit universellem Tiefgang. Leser, die eine anspruchsvolle Lektüre suchen, werden auf ihre Kosten kommen.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Nguyen, Viet Thanh
Nguyen, Viet Thanh:
Der Sympathisant : Roman / Viet Thanh Nguyen. Dt. von Wolfgang Müller. - München : Blessing, 2017. - 526 S. ; 22 cm. - Aus d. Amerikan.
ISBN 978-3-89667-596-5 geb. : EUR 24.99
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Ngu - Buch