Vier Lesereisen und drei Poetikvorlesungen - Tagebuchartige Selbstbewertung eines Autors.
Rezension
Krausser ist sicherlich einer der wichtigsten Nachwendeschriftsteller Deutschlands. Unangepaßt, kritisch, literarisch (besonders für die Bühne) wie musikalisch begabt. In diesem Buch entpuppt er sich aber auch als einer der eitelsten. Seine vier Lesereisen durch Deutschland, jahreszeitlich gebündelt und in Form von Tagebucheinträgen entsprechend rhythmisch variiert, folgen dennoch einem Schema: Städtename - dort wurde ich aufgeführt, gefeiert, verrissen - dann kommen belanglose Beobachtungen und weiter geht es zur nächsten Stadt. Der dabei bemüht daherkommende sprachliche Gestus der Ironie - er sei einer der ganz großen und wichtigen Dichter - macht es nicht besser oder gar gut. Krausser meint es ernst, bitterernst, mit seiner Selbsteinschätzung. Man fragt sich, warum nur macht er das? Die Vorlesungen hingegen sind funkelnde Edelsteine in denen die Glanzlichter der Ironie gekonnt blitzen. Also, ein insgesamt ordentliches Buch, in dem die in der Ironie versteckte Eitelkeit stört.
Mäßig unterhaltsame Tagebuchnotizen und gute Vorlesungen zur Bedeutung des Pathos und der Präzision in der Literatur. Für Leser mit Nachsicht für Autoreneitelkeiten.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Krausser, Helmut
Krausser, Helmut:
Deutschlandreisen / Helmut Krausser. - Köln : DuMont, 2014. - 299 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-8321-8094-2 geb. : EUR 19.99
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch