Banville, John
Die blaue Gitarre Roman
Buch

Bissig, geistreich und erschütternd zugleich gibt sich ein Kleptomane dem Selbstmitleid hin.


Rezension

Der selbstironische Ich-Erzähler Oliver Orme ist ein inspirationsloser Maler und Kleptomane. Mit fast 50 wird ihm die erschütternde Kluft zwischen der Realität und seiner künstlerischen Darstellung bewusst. Zu allem Überfluss wird auch noch sein letzter Diebstahl aufgedeckt. Die Tatsache, dass der entwendete Besitz die Ehefrau seines besten und einzigen Freundes ist, lässt ihn das Weite suchen - er flieht vor seiner Geliebten, seinem Zuhause, seiner Ehefrau und einer ihn schon lange verfolgenden Tragödie. Zurückgezogen denkt er nach und offenbart sich als die Essenz eines Mannes, der nur darauf gewartet hat, vor sich selbst gerettet zu werden. John Banville, 2005 mit dem Booker Prize ausgezeichnet, serviert uns einen Roman über die Schwierigkeiten künstlerischen Schaffens, über Diebstahl und darüber, wie wir einander zu besitzen lernen und wie wir wieder zu uns zurückfinden. Dabei lässt einen die Hauptfigur nicht kalt, sei es ob des jämmerlichen Selbstmitleids, der verachtenswürdigen Ruchlosigkeit oder der bewundernswerten Dreistigkeit.

Sprachlich und intellektuell beeindruckend, aber nicht an "The Sea" herankommend, ist dieser Roman dennoch empfehlenswert.

Rezensent: Anne Tebben


Personen: Banville, John

Schlagwörter: Scheitern Ehebruch Existenzkrise

Banville, John:
Die blaue Gitarre : Roman / John Banville. Dt. von Christa Schuenke. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 350 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-462-05025-7 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2014/5149
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Ban - Buch