Einblick in die unterschiedliche Gedanken- und Lebenswelt zweier Endsechziger während einer sommerlichen Hitzeperiode.
Rezension
Professor Wolters kann sich seit der Verabschiedung aus dem Dienst und dem Tod seiner Frau nur noch selten von seiner Übellaunigkeit befreien. Trotz ehrgeiziger Pläne, ein Buch zu schreiben, verleitet ihn die ungewohnte Freizeit, das sommerliche Treiben auf der Straße und insbesondere das seiner Ansicht nach verlotterte Dasein der Nachbarin gegenüber mit dem Fernglas zu beobachten. Für die besagte Nachbarin hingegen, die Witwe Irene Voigt, stehen Ungebundenheit und Lebensgenuss nach den Zwängen ihrer Ehe an erster Stelle. Der Einzug einer jungen, unkonventionell lebenden Frau sorgt für Verstrickungen im familiären und sozialen Umfeld der beiden Nachbarn und bringt Bewegung in ihre eingefahrene Ansichten und Gewohnheiten. - Beide Protagonisten kommen abwechselnd zu Wort, dieser durchgängige Perspektivwechsel und die zahlreichen inneren Monologe schaffen große Realitätsnähe und sorgen für eine dichte Atmosphäre.
In dem kurzweiligen, mäßig spannenden Roman werden die Einsamkeit und Unannehmlichkeiten im Alter treffend und sprachlich glänzend eingefangen. Vorwiegend der Zielgruppe empfohlen.Rezensent: Natascha Rothert-Reimann
Serie / Reihe: Insel Taschenbuch 4611
Personen: Schenk, Herrad
Schenk, Herrad:
Die Frau von gegenüber : Roman / Herrad Schenk. - Berlin : Insel, 2017. - 235 S. ; 19 cm. - (insel taschenbuch; 4611)
ISBN 978-3-458-36311-8 kt. : EUR 9.95
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Schen - Buch