MacCarthy, Cormac
Die Straße Roman
Buch

Ein literarisches Endzeitszenario


Rezension

Mumifizierte Leichen, bittere Kälte, nichts als Asche: ein hartes Szenario! Das Wie und Warum der Katastrophe bleibt im Dunkeln. Ein Mann und ein Junge, namenlose Existenzen beide, sind auf dem Weg ans Meer, im Tiefsten ahnend, dass sie unterwegs sind zum Tod. In zerfallenen Häusern, zwischen Leichen und Müll suchen sie nach Dingen zum Leben. Angst schnürt beiden die Kehle zu, Angst vor dem Tod und Angst vor den wenigen Überlebenden, die niemanden schonen, um selbst davon zu kommen. Das alles wären unerträgliche Bilder, wenn nicht durch die überaus liebevolle und zärtliche Beziehung zwischen Vater und Sohn der Rest einer anderen Welt aufscheinen würde. In den beiden Personen verdeutlicht der Autor einen moralischen Konflikt: der Vater vertritt stellenweise einen rigorosen Egoismus, um das eigene Leben zu retten, der Junge möchte sich von seinem Mitgefühl für das Leiden anderer leiten lassen. Wohl kaum zufällig gibt es biblische Anklänge und die Frage nach Gott in diesem Elend.

Apokalyptische Bilder muten den Lesern viel zu. Aber die klare Botschaft heißt: das Beste, was den Menschen bleibt in einer unwirtlichen Welt, ist die Liebe.

Rezensent: Heidrun Martini


Personen: MacCarthy, Cormac

Schlagwörter: Angst Überleben Apokalypse

MacCarthy, Cormac:
Die Straße : Roman / Cormac McCarthy. Dt. von Nikolaus Stingl. - 1. Aufl. - Reinbek : Rowohlt, 2007. - 252 S. ; 21 cm. - Aus d. Amerikan.
ISBN 978-3-498-04507-4 geb. : EUR 19.90

Zugangsnummer: 0002/1931
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch