Vertreibung in Europa im 20. Jh. Eine quellenreiche fachhistorische Gesamtdarstellung der Bevölkerungsverschiebungen.
Rezension
Der bekannte polnische Historiker Piskorski befaßt sich mit dem Gesamtphänomen der europäischen Massenvertreibungen im 20. Jahrhundert und ordnet so die Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten in eine umfassende Perspektive ein. Besonders faszinierend ist seine beherrschende These, dass der eigentliche politische Leitgedanke aller Vertreibungen (bis ins 21. Jahrhundert auf dem Balkan) war, dass eine ethnisch homogene Bevölkerung geographische Besitzansprüche und psychologische Spannungen zwischen den Staaten vermeiden würde. Das ist letztlich die Umsetzung der Evolutionstheorie in die Politik, besonders schrecklich vorgeführt in der Ideologie der Nazis. Die ökonomischen, religiösen und traditionell-politischen Trennlinien werden -und das ist das Besondere- im 20. Jh. dem Gedanken der homogenen Ethnie untergeordnet. Dieser wissenschaftlich analytische Ansatz macht den Weg frei für weitergehende Einzeluntersuchungen. - Ein preisgekröntes Buch. Zu Recht.
Die Mischung aus Quellentexten, literarischen Darstellungen und biographischen Bezügen machen das Buch zu einem bewegenden Erlebnis. Besonders für historisch interessierte Leser.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Piskorski, Jan M.
Piskorski, Jan M.:
Die Verjagten : Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts / Jan M. Piskorski. Dt. von Peter Oliver Loew. - München : Siedler, 2013. - 430 S. : Ill. ; 22 cm. - Aus d. Poln.
ISBN 978-3-8275-0025-0 geb. : EUR 24.99
Geschichte des 20. Jahrhunderts (1914-1945) - Buch