In einem irischen Dorf muss nach dem Tod der Mutter die älteste Tochter Schell alle Pflichten übernehmen, während der Vater den Halt verliert und das Überleben der Kinder gefährdet.
Rezension
Schell wird in dieser Zeit zur Frau und ungewollt schwanger. Die Ereignisse spitzen sich zu. Eindrücklich erzählt, entsteht das Psychogramm einer sprachlosen Familie, in deren Mitte die gerade zur Frau erwachende Schell von den Pflichten des Lebens und den Launen des trinkenden Vaters überfordert ist. Die Autorin bleibt nah an ihrer Protagonistin und beschenkt sie mit einer außerordentlichen Erfahrung, dass der junge Kaplan im Dorf glaubwürdiges Interesse für sie entwickelt. Er eröffnet ihr in allem Schweigen ihres Lebens den Zugang zu Fragen nach Glück und Sinn des Lebens. Seine Menschlichkeit ermutigt sie und stärkt sie, allen Widrigkeiten, die sich mit Eintritt ihrer ungewollten Schwangerschaft zuspitzen, stand zu halten. Am Ende wird der Roman zum rasanten Kriminalstück über Scheinmoral und Hochmut, dem trotzdem sein tiefes Anliegen, Menschlichkeit zu zeigen, nicht verloren geht.
Empfohlen zu den Themen Liebe, Sexualität und Religion ab 14 J.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Dowd, Siobhan Naoura, Salah
Dowd, Siobhan:
Ein reiner Schrei / Siobhan Dowd. Dt. von Salah Naoura. - 1. Aufl. - Hamburg : Carlsen, 2006. - 316 S. ; 21 cm. -
ISBN 3-551-58158-4
Erzählungen (ab 13 Jahre) - Signatur: Ju 3 - Bücher