Märchen und Märchenmotive, ironisch variiert, lakonisch und "entzaubernd" zu Ende geführt.
Rezension
Die europäischen Märchen, verherrlicht oder persifliert und karikiert, sind unsterblich. Auch Cunninghams Satiren zeugen von einer gleichbleibenden Neugier auf Schneewittchen, Däumeling und viele weitere Figuren. Er transportiert sie in eine moderne Welt, in zeitgenössischen sozialen Auf- und Abstieg, in kopflosen Konsum und Langweile. Er spinnt ihr "àund wenn sie nicht gestorben sindà" in ein zielloses Überleben weiter. Da treiben sich die Unerlösten in Vorstadtkneipen herum, wo der zwölfte Schwanenprinz mit seinem Flügelarm auf den gekrönten Frosch trifft; der Reichtum, den Hans mit der Bohnenranke ergaunert, fließt in die mütterliche Handtaschensammlung, darunter auch eine von Louis Vuitton, "limited edition". Das "Biest" stellt sich der Schönen vor, Tattoo bedeckt und Kokain beflügelt. Mit den Illustrationen der Japanerin Yuko Shimizu, halb Comic, halb Jugendstil, und den verschnörkelten Initialen wirkt der ansehnlich aufgemachte Band wie ein echtes Märchenbuch.
Doch richtet es sich an Erwachsene und junge Erwachsene, die die Märchen gut kennen und nur so die ironischen Anspielungen verstehen und schätzen können.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Cunningham, Michael
Cunningham, Michael:
Ein wilder Schwan : Andere Märchen / Michael Cunningham. Dt. von Eva Bonné. Ill. von Yuko Shimizu. - München : Luchterhand, 2017. - 152 S. : Ill. ; 22 cm. - Aus d. Amerikan.
ISBN 978-3-630-87491-3 geb. : EUR 19.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Cun - Buch