Broeckhoven, Diane
Einmal Kind, immer Kind
Buch

Es gibt eine unumstößliche Gewissheit für Floras Mutter und den Arzt: Flora wird nie ein Kind bekommen. Doch eines Tages bringt Flora Roza zur Welt.Dieses Kind wird ihr Lebensinhalt.


Rezension

Jeanne ist eine beherrschende Mutter. Ohne Rücksicht auf die Gefühle ihrer Tochter Flora präsentiert sie allen Verwandten Floras vernarbten Bauch, so dass das ganze Dorf über Floras Unfruchtbarkeit im Bilde ist. Erst nach Jeannes Tod wird Flora erwachsen. Sie wird schwanger, heiratet den älteren, arbeitsamen Mon, den sie genauso dominiert wie die gemeinsame Tochter Roza, über deren geistige Behinderung sie nur unwillig und beschönigend Rechenschaft gibt. Ihre Sicherheit und Erfüllung findet sie in ihrem gesparten Geld und in der symbiotischen Beziehung zu ihrer Tochter. Selbst die kleinsten selbstständigen Schritte lernt Roza nur durch ihre ältere Halbschwester Wiesje, die Tochter aus Mons erster Ehe. Dass dieser lange nach Floras Tod Rozas kleines Liebesglück vereitelt, ist eine bittere Geschichte. Doch Schmerz und Bitterkeit sind zwischen den Zeilen versteckt. - Die Autorin schildert die Personen nüchtern, lebensnah und ohne Sentiment oder Pathos. Wie eingeengt das Leben ist, in dem kaum jemand zu seinem Leben kommt, das wird umso klarer, je länger man sich mit diesem kleinen Roman befasst, der mit seiner subversiven Heiterkeit traurige Verhältnisse beschreibt.

Einige etwas gewagte Bilder und ein sachlicher Fehler (das Rote und nicht das Tote Meer durchquerten die Juden bei ihrem Exodus) könnten auf das Konto der sonst souveränen Übersetzerin gehen und fallen nicht ins Gewicht. (Familie / Selbstverwirklichung / Behinderung)

Rezensent: Lieselotte Diepholz

Personen: Broeckhoven, Diane

Broeckhoven, Diane:
Einmal Kind, immer Kind / Diane Broeckhoven: Dt. von Isabel Hessel. - Berlin : Rowohlt Taschenbuch Verl. - 176 S. ; 21 cm. - (rororo ; 24357)
ISBN 978-3-499-24357-8 kt. : EUR 7.90

Zugangsnummer: 0002/5775
Buch