Kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat.
Rezension
Wer nicht Müller, Meier oder Schmidt heißt kennt das: Er spreche „aber gut Deutsch“. Oder auch, dass er ja zurückgehen könne, wenn ihm etwas nicht passt. Der Journalist Enrico Ippolito bekommt das regelmäßig zu hören. Jedes Mal hatte er sich gefragt, wohin er denn eigentlich zurückgehen solle. Er war hier in Deutschland aufgewachsen, schreibt er im Sammelband. Auch für die anderen 13 Autoren gehören Fragen wie „Wo kommst du her?“ zum nervigen Alltag. In teils persönlichen, teils analytischen Essays, mal witzig, wütend oder berührend, erzählen sie von ihrem Leben als „die Anderen“. Mit dem Heimatbegriff und seiner Geschichte von der industriellen Revolution und Romantik über den Nationalsozialismus und die Neue Rechte setzt sich beispielsweise Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal auseinander. Wenn Heimat ein sicherer Ort ist, an dem man nicht hinterfragt wird, schreibt sie, dann hätten Leute wie sie keine Heimat. Sasha Marianna Salzmann empfiehlt ihre Allianzen als jüdische, queere Person mit anderen Marginalisierten: „Wir sind die Alternative für Deutschland.“
Nicht unbedingt eine leichte Kost, aber eine, die sich lohnt, für alle die sich gerne mit Heimat, Integration und Diskriminierung auseinandersetzen wollen.Rezensent: Dagmar Paffenholz
Personen: Aydemir, Fatma Yaghoobifarah, Hengameh Utlu, Deniz Yun, Vina
Eure Heimat ist unser Alptraum / Hg. von Fatma Aydemir u. Hengameh Yaghoobifarah. Mit Beiträgen von Deniz Utlu u. Vina Yun. - Berlin : Ullstein fünf, 2019. - 201 S. ; 20 cm
ISBN 978-3-96101-036-3
Soziologie, gesellschaftliche Gruppen, soziale Fragen - Signatur: Sb - Bücher