Bogdal, Klaus-Michael
Europa erfindet die Zigeuner Eine Geschichte von Faszination und Verachtung
Buch

600 Jahre der Ausgrenzung der Roma im Spiegel literarischer und kultureller Zeugnisse Europas.


Rezension

Seit Beginn der 1980er Jahre ist vor dem Hintergrund der Verfolgung und Vernichtung der Roma im Dritten Reich die Geschichte dieses Volks neu erforscht worden. Um 400 n. Chr. begannen die Vorfahren der Roma aus dem Nordwesten Indiens auszuwandern und erschienen um 1400 in Osteuropa. Ein großer Teil wurde entgegen landläufiger Meinung sesshaft, andere wurden wegen ihrer Andersartigkeit zum Weiterziehen gezwungen. Staat und Kirchen gingen mehrheitlich auf harsche Distanz, sprachen von "Heiden, Ketzern und Teufelsanbetern." Künstler und Kulturbetrieb waren einerseits häufig von der anderen Lebensdimension der Roma inspiriert, machten sich andererseits aber auch zum Büttel der Scheinmoral der Mehrheitsgesellschaft. Bogdal arbeitet die Verzerrungsmuster bei der Wahrnehmung der Roma heraus. Im Schlusskapitel geht er ausführlich auf die literarischen Verarbeitungen des Genozids im 3. Reich ein.

Ein wichtiger Beitrag zum Jahr der Toleranz. Obwohl als wissenschaftliche Studie konzipiert, ist das Buch für geübte LeserInnen eine gute Einführung in das Thema.

Rezensent: Rüdiger Sareika


Personen: Bogdal, Klaus-Michael

Schlagwörter: Toleranz Ausgrenzung Roma

Bogdal, Klaus-Michael:
Europa erfindet die Zigeuner : Eine Geschichte von Faszination und Verachtung / Klaus-Michael Bogdal. - Berlin : Suhrkamp, 2013. - 590 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-518-42263-2 geb. : EUR 24.90

Zugangsnummer: 0003/1633
Soziologie, soziale Fragen - Buch