Luthers Leben auf der Wartburg erzählt von seinem Leibwächter, dem ruppigen katholischen Landsknecht Burkhard.
Rezension
Mit großer Intensität hat sich Zaimoglu in die Schriften Luthers eingelesen und sich mit dem Leben in seiner Zeit auseinandergesetzt. Um sich dem Phänomen des Reformators und dessen Auseinandersetzung mit dem Katholizismus annähern zu können, hat er die Handlung auf die Zeit vom Mai 1521 bis März 1522 konzentriert. Außerdem nimmt er Luther aus der Perspektive des Leibwächters wahr, der alles andere als ein Theologe ist. Burkhard sieht in Luther den Ketzer, bewundert aber dessen Mut, dem Papst und den drohenden Sanktionen zu widerstehen. Verwundert ist er jedoch über die Furcht Luthers vor dem Teufel, den Hexen und den Juden. Der Landsknecht selbst löst die Probleme der Welt mit dem Kurzschwert, Katzbalger genannt. Und so beschreibt der Autor auch sein Leben an der Seite Luthers als eine mittelalterliche Katzbalgerei. Eingeschobene, fiktive Briefe Luthers an Melanchton und Spalatin zeigen einen Luther, der eher von Dämonen gejagt als von klarem theologischen Denken geprägt ist.
Ein Landsknechts-Stakkato aus der Lutherzeit. Eher eine Ergänzung als ein selbstständiges Bild über die Bedeutung der Festungshaft für Person und Werk des Reformators.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Zaimoglu, Feridun
Zaimoglu, Feridun:
Evangelio : Ein Luther-Roman / Feridun Zaimoglu. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2017. - 344 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-462-05010-3 geb. : EUR 22.00
Buch