Berger, Alois
Föhrenwald, das vergessene Schtetl Ein verdrängtes Kapitel deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte
Buch

Spurensuche nach einem verschwundenen Ort und seiner besonderen Geschichte.


Rezension

Der Autor, geboren in jenem Jahr, in dem Föhrenwald von der Landkarte verschwand und in Waldram umbenannt wurde, begibt sich auf Spurensuche nach den Gründen für Verdrängen und Verschweigen. Dabei nimmt er auch die Verwaltung durch die Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg, die anschließend von der Bayerischen Landesregierung übernommen wurde und die das Lager dann der Katholischen Kirche verkaufte, kritisch ins Visier. Er trifft sich mit vielen Menschen, die zwischen 1945 und 1957 hier gelebt haben. Sie erzählen mehrheitlich von einer als schön und beglückend empfundenen Kindheit im Schtetl. Die Eltern sprachen kaum über das, was sie selbst erlebt hatten, wollten die Kinder nicht damit belasten, konzentrierten sich vielmehr auf einen bevorstehenden Neubeginn. Die zurückliegenden Erfahrungen waren und blieben Teil der traumatischen Geschichte von Entwurzelung und Heimatverlust. Seit 2018 gibt es in Föhrenwald / Waldram ein Museum, das die Geschichte des letzten Schtetl in Europa dokumentiert und damit nach einem halben Jahrhundert offiziell in die Stadtgeschichte integriert. Im Jahr 2022 erhielt dass Museum den Obermayer Award für beispielhaften Einsatz gegen Vorurteile und Antisemitismus.

Ein sehr lesenswerter Beitrag gegen das Vergessen.

Rezensent: Halgard Kuhn


Personen: Berger, Alois

Schlagwörter: Flucht Verfolgung Auffanglager Historische Aufarbeitung.

Berger, Alois:
Föhrenwald, das vergessene Schtetl : Ein verdrängtes Kapitel deutsch-jüdischer Nachkriegsgeschichte / Alois Berger. - München : Piper, 2023. - 236 S. : Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-492-07106-2 geb. : EUR 24.00

Zugangsnummer: 2015/2951
Geschichte des 20. Jahrhunderts (1914-1945) - Signatur: Gg Ber - Buch