Lebensgeschichten von fünf Frauen in den 50er Jahren im Iran.
Rezension
Ein wunderbares Buch, das Einblick in das Leben von Frauen in der Mittel- und Oberschicht gibt und vom gelungenen Nebeneinander von realistischen und phantasischen Elementen lebt. Obwohl privilegiert durch ihre materielle Lage sind die Frauen eingezwängt in ein Leben weitgehend im Haus und unter der Aufsicht von älteren Brüdern oder ungeliebten Ehemännern. Als prägend erweisen sich die Zuschreibungen der Gesellschaft, die Jungfräulichkeit und Tugendhaftigkeit einfordern und deren doppelte Moral sich den einzelnen erst nach und nach offenbart. Die 51jährige, schöne Farrokhlaga ist durch einen Unfall verwitwet und verfügt über Mittel, sich ein Haus auf dem Land zu kaufen und der Hitze und Enge Teherans zu entkommen. Dieses Haus wird zum Zufluchtsort für die 38-jährige Munes, die nach Tod und Wiedergeburt Gedanken lesen kann, und ihre Freundin Faezeh und die ehemalige Hure Zarrinkolah. Die Gedanken und Beziehungen der Frauen, ihre Sehnsüchte, Enttäuschungen und Ängste sind großartig verwoben durch fantastische Wandlungen: wer tot ist, kann auferstehen, wer wahnsinnig wird, kann als Baum weiterleben. Daneben gibt es Szenen voller Ironie und Humor, etwa wenn das europäische Essen mit dem persischen Essen vergleichen wird.
Ein Grundlagentitel zur Entwicklung im Iran und zur Soziologie weiblichen Lebens im Patriarchat. Eine Lesegenuss für jede Literaturfreundin.Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Parsipur, Shahrnush
Parsipur, Shahrnush:
Frauen ohne Männer : Roman / Shahrnush Parsipur. Dt. von Jutta Himmelreich. - Berlin : Suhrkamp, 2012. - 134 S. ; 22 cm. - Aus d. Farsi
ISBN 978-3-518-22471-7 geb. : EUR 19.95
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch