Die junge Kurdin Azime probt den Aufstand. Tragikomische multikulturelle Gesellschaftssatire im heutigen London.
Rezension
Der Neuseeländer McCarten greift in seinen Büchern sozialkritische Themen auf (vgl. "Ladies Night", die Vorlage für den Film "Ganz oder gar nicht"; "Hand auf's Herz" oder "Englischer Harem"). Oft sind es bitterböse - dabei witzige - Geschichten, bei denen das Lachen im Hals stecken bleibt. Die schüchterne Azime, 20, aus kurdischer Familie wächst in London auf. Ost und West, Islam und Säkularismus, Burka und bauchfrei - in Azimes beiden Welten gibt es klare Regeln, wie sie zu sein hat und was sie darf. Zwischen den Welten knirscht es gewaltig. Hin- und hergerissen zwischen Tradition und Moderne lebt sie im Haus ihrer Eltern im Norden Londons. Als ihr Freund Deniz meint, "die Zeit ist reif für einen absurden muslimischen Komiker aus Kurdistan", sieht sie darin eine Möglichkeit, etwas zu bewegen und ihre Meinung zum Ausdruck zu bringen - auch wenn es ihr eine Reihe von Morddrohungen einbringt. - Etwas langatmig zu Beginn, ist die Erzählung als messerscharfe Analyse der multikulturellen Gesellschaft Londons lesenswert genauso wie absurd komisch. Die Sprache McCartens ist mitunter sehr direkt und sicher nicht jedermanns Sache.
Zu empfehlen für aufgeschlossene LesererInnen, und für junge Erwachsene.Rezensent: Bettina Wolf
Personen: McCarten, Anthony
McCarten, Anthony:
funny girl : Roman / Anthony McCarten. Dt. von Gabriele Kempf-Allié und Manfred Allié. - Zürich : Diogenes, 2014. - 374 S. ; 20 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-257-86240-9 geb. : EUR 21.90
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