Ein Lebenskünstler kämpft gegen das Dritte Reich, hilft beim Aufbau der DDR und lebt für die Liebe.
Rezension
Georg Honigmann, 1903-1984, stammte aus einer großen, bekannten und z.T. sehr vermögenden deutsch-jüdischen Familie. In der Weimarer Republik war er ein gefragter kulturkritischer Journalist. Bei der Machtergreifung der Nazis konnte er als Korrespondent nach London gehen. Der Kommunistischen Partei schloss er sich an, um politisch einen festen Standort zu finden. Nach dem Krieg zog er in die DDR, baute das Zeitungswesen mit auf, produzierte Filme, war zeitweilig Direktor des Ostberliner Kabaretts „Die Distel“ und versuchte, sein unstetes Leben in Einklang mit der Parteidoktrin, den vielen amourösen Affären und vier Ehen mit z.T. sehr bekannten Frauen zu bringen. Stilistisch elaboriert rekonstruiert die Tochter sein Leben aus den Akten der Geheimdienste, den Zeugnissen von Zeitgenossen und ihren eigenen Erinnerungen. Bis zum Schluss war sie für den Vater die wichtigste Bezugsperson, der er von „Mann zu Mann“ sein Leben erzählte.
Für geübte Leser*innen ein faszinierender Einblick in die Irrwege deutscher Geschichte und die Fallstricke psychosozialer, politischer und religiöser Einflüsse auf die Biografie.Rezensent: Rüdiger Sareika
Personen: Honigmann, Barbara
Honigmann, Barbara:
Georg / Barbara Honigmann. - München : Hanser, 2019. - 156 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-26008-5
Einzel- und Familienbiografien sowie Briefe und Tagebücher einzelner Personen aus allen Sachgebieten - Signatur: Bb - Bücher