Um ihrer Erinnerung zu entfliehen, versteckt sich eine Frau im Körper eines schwerfälligen 14jährigen Kindes.
Rezension
Eines Nachts wird in einer Stadt eine weibliche Person aufgefunden. Sie behauptet, 14 Jahre alt zu sein; sonst kann sie sich scheinbar an nicht erinnern. Das namenlose Mädchen wird in ein Kinderheim gebracht. Es versucht ein neues Leben anzufangen und damit seiner unheilvollen Vergangenheit, die im Dunkeln bleibt, zu entgehen. In völliger Selbstaufgabe und Passivität fühlt es sich sicher. Nur das, was alle wollen, soll zählen. Als ihm klar wird, dass es diesen gemeinsamen Willen nicht gibt, verlassen es seine Kräfte. Es wird immer schwächer, bis es in ein Krankenhaus gebracht wird. Dort setzt ein rascher Alterungsprozess ein, das Mädchen wird wieder zur erwachsenen Frau, sein Versuch, die Zeit anzuhalten, ist fehlgeschlagen. - In einer spröden, distanzierten Art erlebt der Leser, wie sich ein verstörter Mensch von der für ihn unerträglichen Welt in die scheinbare Sicherheit und Ordnung einer Anstalt begibt und auch dort scheitert.
Diese Kaspar-Hauser-Gegengeschichte wird Leser ansprechen, die Interesse an literarischen Experimenten haben. Für große Büchereien und für Gesprächsgruppen geeignetRezensent: Luise Rohrhirsch
Personen: Erpenbeck, Jenny
Erpenbeck, Jenny:
Geschichte vom alten Kind / Jenny Erpenbeck. - Frankfurt am Main : Eichborn, 1999. - 106 S. ; 22 cm. - (Eichborn.Berlin)
ISBN 978-3-8218-0784-3 geb. : EUR 29.80
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Erp - Buch