Gefangen im Patriarchat: Lisa Taddeo erzählt von den düsteren Seiten einer männerzentrierten Gesellschaft.
Rezension
Lisa Taddeo, die sich mit "Three Womenö einen Platz im Olymp der feministischen Gegenwartsliteratur gesichert hat, skizziert in neun Geschichten erfolgreiche Frauen unterschiedlichen Alters. "Für alle Frauen, die schon mal geliebt habenö, schreibt sie zwar in ihrer Widmung, tatsächlich sind ihre Figuren aber ausnahmslos in heterosexuellen, romantischen Abhängigkeitsverhältnissen gefangen. Der rote Faden durch diese Erzählungen ist also etwas, das schrecklich nervt: all die Frauen, von denen Taddeo erzählt, haben ihr gesamtes Leben auf einen Mann ausgerichtet. Warum können diese reichen, klugen, selbstständigen Frauen nicht reflektieren, sich nicht losreißen vom toxischen Lieben? Die brutale Wahrheit ist: das Patriarchat verhindert es. Die Figuren sind sich ihrer Misslage schmerzlich bewusst, können sich aber trotzdem nicht lösen. Und genau hier liegt das große Talent der Autorin: sie schreibt ungeschönt von den dunklen Seiten des Frauseins.
Nicht alle Stories können mit der schieren Qualität von "Ghost Loverö und "Padua, 1966ö mithalten, aber alle sind es wert, gelesen zu werden.Rezensent: Mara Becker
Personen: Mittag, Anne-Kristin Taddeo, Lisa
Taddeo, Lisa:
Ghost Lover : Storys / Lisa Taddeo. Dt. von Anne-Kristin Mittag. - München : Piper, 2023. - 253 S. ; 21 cm. - Aus d. amerikan. Engl.
ISBN 978-3-492-07094-2 geb. : EUR 24.00
Buch