Religionskritik, Trauerbewältigung, Ringen um Gottes Gerechtigkeit, Erwachsenwerden des Glaubens? All das und mehr.
Rezension
"Und dann habe ich es dem Gott gesagt. Ich habe ihn so beschimpft, wie man jemanden beschimpft, à den man dazu bringen will, sich zu wehren, zu regen." So redet die Protagonistin, die früh ihren Vater an den Krebs verlor. Mit ihren Geschwistern hatte sie sich auf dem Dachboden zum Gebet getroffen: "Lieber Gott, mach à!" Aber Gott machte nichts, der Vater starb, Gott graute aus, verschwand aus ihrem Leben. Die Autorin tastet sich mit ihrer gewaltigen Sprachkraft an das Geheimnis Gottes heran: "Vielleicht hielt Gott damals die Luft an. Vielleicht hatte er seine Brust tief eingezogen und mir davor einen neuen Platz eingeräumt, an dem ich mich frei bewegen konnte - frei von ihm, ... Ein Vakuum." Es ist nicht selbstverständlich, aber sie findet Gott - nicht wieder, nicht zurück, sondern ganz neu. Gott schweigt weiter, aber sie begreift dieses Schweigen als Macht und Kraft. Das Ende ist nicht versöhnlich, hier kehrt keine verlorene Tochter heim ins Vertraute.
Zur theologischen und existentiellen HorizonterweiterungRezensent: Volker Dettmar
Personen: Magnis, Esther Maria
Magnis, Esther Maria:
Gott braucht dich nicht : Eine Bekehrung / Esther Maria Magnis. - Reinbek : Rowohlt, 2012. - 237 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-06406-8 geb. : EUR 16.95
Persönliche Glaubenserfahrungen (auch Erbauungsschriften, Missionserzählungen) - Buch