Reflektionen über die Folgen des Anschlags vom 9/11.
Rezension
Der Islamwissenschaftler und Publizist (2018: „Jenseits des Westens“) analysiert zunächst die wichtigsten Stationen, die zum islamistischen Terror führten: der westliche Kolonialismus, das Scheitern der säkular-sozialistischen Bewegungen (etwa Nasser), die westlichen und sowjetischen Interventionen (etwa in Ägypten, Afghanistan) und die islamische (schiitische) Revolution im Iran. Mit dem fragwürdigen Sieg von Bush jun. über Gore setzten sich in den USA die Neokonservativen durch, die sowohl in Afghanistan wie auch im Irak ein Desaster anrichteten, von dem später der Islamische Staat profitierte. Die Reformbewegungen im Iran und den arabischen Staaten („Arabischer Frühling“) wurden vom Westen nur verbal unterstützt. Die Fluchtbewegungen etwa aus Syrien stärkten die Rechtspopulisten. Rechtsterroristen fühlten sich ermutigt und reagierten spiegelbildlich zu den islamistischen Terroristen. Um die Polarisierung in den westlichen Gesellschaften zu korrigieren ist eine selbstkritische Haltung im Westen notwendig.
Das scharfsinnige Sachbuch, das hier nur stark verkürzt referiert werden kann, ist eine Diskussionsgrundlage für Lesegruppen zum Thema Islamismus und kann breit empfohlen werden.Rezensent: Peter Bräunlein
Personen: Weidner, Stefan
Weidner, Stefan:
Ground Zero : 9/11 und die Geburt der Gegenwart / Stefan Weidner. - München : Hanser, 2021. - 255 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-26933-0
Geschichte des 20. Jahrhunderts - Signatur: Gg - Bücher