In 20 lose verbundenen Erzählabschnitten gibt der Schauspieler Edgar Selge als Autor und literarisches Ich Einblicke in eine Kindheit in den 50er/60er Jahren.
Rezension
In einem fließenden, ganz eigenen, berührenden, ganz im Präsens gehaltenen Erzählton lässt uns Selge an seinen Erfahrungen und Gefühlen teilhaben.1948 geboren in Herford und aufgewachsen als zweitjüngster von fünf Söhnen eines Juristen und Gefängnisdirektors, sucht der von seinem Bruder als "Träumer" charakterisierte Junge nach seinem eigenen Weltbild. Musik spielt eine tragende Rolle im Familienleben und folgerichtig erzählt das erste Kapitel vom "Hauskonzert", das der Vater unterstützt von einem bewunderten professionellen Geiger regelmäßig gibt, zunächst für ausgewählte Gefängnisinsassen, abends für Akademikerpaare der Kleinstadt. "Wir leben von den Gesetzesbrechern. (à) Meine Eltern sehen das natürlich anders. Aber ich muss ihre Ansichten umdrehen, damit ich zu meinen eigenen komme." Zentrales Thema des Buches sind die lebenslang widerstreitenden Gefühle gegenüber den Eltern, die geliebt und gefürchtet werden. "Ich will nicht einer sein, der den liebt, der ihn schlägt."
Für mich bisher das beste Buch dieses Jahres. Es wird ganz viele Menschen erreichen. Wirklich sofort einstellen!Rezensent: Gabriele Kassenbrock
Personen: Selge, Edgar
Selge, Edgar:
Hast du uns endlich gefunden / Edgar Selge. - Hamburg : Rowohlt, 2021. - 301 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-498-00122-3 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Sel - Buch