Stelling, Anke
Horchen Roman
Buch

Eine emanzipierte Frau fährt in die ostdeutsche Provinz und macht gruselige Erfahrungen mit ihrer Lust zur Unterwerfung.


Rezension

Sind die Kinder von emanzipierten Eltern eigentlich automatisch selbst emanzipiert? Katja wächst im Kinderladen auf. Sie wird ermuntert, auf ihre Gefühle zu horchen und immer das zu tun, was sie wirklich will. Leider langweilt sie sich in ihrem vorbildlichen Leben. Sie fährt in eine ostdeutsche Kleinstadt um den Pfarrer zu besuchen, der sie einst konfirmierte und verführte. Dieser lebt kaum im Sinne seiner christlichen Ethik. Auch heute noch stellt er den Konfirmandinnen nach, geduldet von seiner Frau. Dort trifft Katja auf einen gutaussehenden Mann mit instabiler Persönlichkeit. Die konservativen Lebensregeln der evangelikale christlichen Gruppe, der er angehört, geben ihm Halt. Das Unerwartete geschieht. Katja beginnt, diesem Mann zu verfallen. Immer mehr entfernt sie sich von ihrem früheren selbstbestimmten Leben. Sie steht gleichsam neben sich und beobachtet, wie weit sie geht. Sie erlebt Momente nie gehabten Glücks. Aber als sie merkt, was ihrem eigenen Kind in dieser Erziehung blühen wird, trennt sie sich von dem Mann wie selbstverständlich.

Dieser kühl geschriebene Roman mit nicht übermäßig genauer Beobachtungsgabe ist als Parabel und staunenswerte Geschichte gut lesbar und in christlichen Gruppen diskutierbar.

Rezensent: Frank Hiddemann


Personen: Stelling, Anke

Schlagwörter: Selbstfindung Emanzipation Christentum Autorität

Stelling, Anke:
Horchen : Roman / Anke Stelling. - Frankfurt am Main : S. Fischer, 2010. - 221 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-10-072513-4 geb. : EUR 18.95

Zugangsnummer: 0002/7416
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