Ein tragisches Ereignis wird zum Katalysator für Selbsttäuschungen, Lügen und zerbrechende Beziehungen.
Rezension
Ein belangloser Vorfall - Michael findet die Hintertür des Nachbarhauses offenstehend - bildet das Zentrum des Romans. Von hier aus wird in Rückblenden die Geschichte des Protagonisten aufgedeckt. Wir erfahren von seiner Arbeit als Schriftsteller, vom Tod seiner Frau Caroline als Reporterin in Afghanistan und von der Freundschaft zu den neuen Nachbarn Josh und Samantha. Allen Personen gibt Autor Owen Sheers ihre eigene Geschichte, so dass sie plastisch vor den Augen der Leser erstehen. Im Juni 2008 passiert ein tragischer Unfall, der den Lebenswegen aller Beteiligten eine neue Richtung gibt. Michael wird schuldig. Statt aber Verantwortung zu übernehmen, flüchtet er in eine Scheinrealität. Er redet sich ein, sein Schweigen sei auch für die anderen das Beste. Owen Sheers Roman thematisiert die Frage nach Verantwortung für das eigene Tun und dem Umgang mit den Konsequenzen des Handelns. Mehr noch aber geht es um Fiktion, die zur Wahrheit wird, um konstruierte Realität und Selbsttäuschung.
Das kunstvoll gewebte Netz von Lebensgeschichten, das sich dem Leser langsam offenbart, zieht mehr und mehr in den Bann. Spannend.Rezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Sheers, Owen
Sheers, Owen:
I Saw a Man : Roman / Owen Sheers. Dt. von Thomas Mohr. - München : Dt. Verl.-Anst., 2016. - 299 S. ; 22 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-421-04669-7 geb. : EUR 19.99
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