Die Lebensspuren seiner Eltern führen den alt gewordenen Fjodor Kokoschkin in diesen Tagen nach Mittel- und Osteuropa.
Rezension
Mord, Revolutionen, Umbrüche und Kriege treiben Menschen durch Länder und Zeiten. Die Lebenspuren seiner Eltern führen Kokoschkin 2005 zurück nach Petersburg, Prag und Potsdam. Mit wenigen Worten, sparsamen Bemerkungen entsteht ein Panorama europäischer Geschichte und Schicksale. Zugleich kommt eine enge Mutter-Sohn-Beziehung in den Blick und die glückliche Fügung, gute Lehrer und verständnisvolle, engagierte Mentoren zu haben, wird in lebensprägender Weise in Erinnerung gerufen. Schädlich braucht für dieses Epochenbild keine tausend Seiten, sondern nur knapp 200. Der erzählerische Kniff und zugleich die Brücke zur sehr gelungenen Aktualisierung und Vergegenwärtigung der Erinnerungen in unserer Gegenwart ist, dass die Reflektion der Reise nach Europa auf Kokoschkins Heimreise mit der Queen Mary 2 von Southhampton nach New York geschieht. Eingebettet in Erlebnisse auf dem Luxusliner inmitten einer illustren Reisegesellschaft. Wobei Schädlich es schafft, die Reisenden durch nur wenige Wortwechsel treffend zu charakterisieren. -Ausgezeichnet mit dem Corine-Preis 2010. Darüberhinaus auf der Longlist für den Deutschen Bücherpreis 2010.
Fesselnd zu lesen. Gern empfohlen auch für Lesekreise und Literaturabende in der Bücherei.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Schädlich, Hans Joachim
Schädlich, Hans Joachim:
Kokoschkins Reise : Roman / Hans Joachim Schädlich. - Reinbek : Rowohlt, 2010. - 192 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-498-06401-3 : EUR 17.95
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