Stern, Carola
Kommen Sie, Cohn! Friedrich Cohn und Clara Viebig
Buch

Doppelbiografie über den Verleger Fritz Cohn (1864 - 1936) und die Schriftstellerin Clara Viebig (1860 - 1952) - Geschichte einer jüdisch - christlichen Familie.


Rezension

Cohn war ein erfolgreicher Verleger aus jüdisch-bürgerlicher Familie, der zum Protestantismus konvertierte, als er die Schriftstellerin Clara Viebig heiratete. Er wurde der anregendste Kritiker ihrer Texte. Viebigs Geschichten handeln von einfachen Menschen (in der Eifel, dem Rheinland, Berlin). Sie verbindet später gehobene Unterhaltung mit scharfer Sozialkritik, bleibt aber trotz realistischer Darstellung von Frauenelend dem bürgerlichen Frauenbild des 19. Jahrhunderts verhaftet. Innerhalb der Geschichte von Fritz und Clara, für deren Sohn der Vater mit Goldmark erreichte, dass er nur Viebig hieß, erscheint der wilhelminische Antisemitismus als Vorstufe des Judenhasses der Nazis. Stets um völlige Asssimilation bemüht, musste Cohn vor seinem Tod verzweifelt erkennen, dass alles vergeblich war und es für ihn kein Leben als "Gleicher unter Gleichen" gab. - Lebhaft schildert Stern die geistigen Strömungen jener Zeit, die Berliner Verlags- und Literaturszene und erzählt farbig von den Gästen des Paares: Herrmann, Liebermann. Steiner, dem mutigen Armin T. Wegener, der den Genozid an den Armeniern anprangerte und bei Hitler gegen Judenverfolgung protestierte.

Eines der beeindruckendsten Bücher von C. Stern mit berührender Einführung der Co-Autorin Ingke Brodersen. Auch kleinen Büchereien sehr empfohlen.

Rezensent: Irmgard Schmidt-Wieck


Personen: Stern, Carola

Schlagwörter: Literatur 20. Jh. Antisemitismus

Stern, Carola:
Kommen Sie, Cohn! : Friedrich Cohn und Clara Viebig / Carola Stern. - 1. Aufl. - Köln : Kiepenheuer & Witsch, 2006. - 168 S. : Ill. ; 20 cm
ISBN 978-3-462-03724-1 geb. : EUR 16.90

Zugangsnummer: 0001/5350
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Signatur: Bb Ste - Buch