Der Verlust der Eltern zwingt Karl zur Rückkehr, zur Verarbeitung der Vergangenheit und Hineinfinden in die Zukunft.
Rezension
Weil Karls Vater seine Frau im Sterben wähnt, nimmt er sich das Leben. Das Künstler-Ehepaar lebte in einer symbiotischen Beziehung, in der der Sohn kaum Platz hatte. Als Erwachsener bricht er die dünne Beziehung ab und kehrt erst nach dem Tod des Vaters zurück in die Villa am Leinsee, ist unter anderem Namen selbst erfolgreich Künstler geworden. Die Eltern haben unterdessen einen ihnen zugeneigten Ersatz-Sohn gefunden. Karl erinnert sich an die Kindheit, bricht Konventionen in seiner Umgangsweise mit dem Verlust dessen, was er doch nicht hatte. Seine Beziehung zerbricht und einzig Laura, ein kleines Mädchen, findet einen Zugang zu ihm und bleibt wichtig für seine Zukunft. Der Roman reflektiert die Kunstszene, ist sprachlich anspruchsvoll, melancholisch, bisweilen etwas verwirrend. Jedes Kapitel hat einen Farbnamen wie Salamirot oder Seidenschalgelb mit Bezug zur Handlung.
Ein Erstlingswerk, das seine Spannung nicht über die Handlung, sondern über die Reflexion und die Sprache aufbaut, für den anspruchsvolleren Leser mit Interesse an moderner Kunst.Rezensent: Kathrin Vogel
Personen: Reinecke, Anne
Reinecke, Anne:
Leinsee : Roman / Anne Reinecke. - Zürich : Diogenes, 2018. - 361 S. ; 19 cm
ISBN 978-3-257-07014-9 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Rei - Buch