Enttäuschung, Verlust, falsche Rücksichten und Einsichten, die zu spät kommen, in äußerst knapper Erzählform.
Rezension
Ein verheirateter Mann verliebt sich unsterblich, aber scheitert an einer freundlichen, aber letztlich abwehrenden Frau. Ein anderer verlässt seine Familie, um zu einer früheren, romantischen Liebe zurückzukehren, richtet sich aber schließlich wieder zu Hause ein. Ein tödlicher Verkehrsunfall gibt Anlass, das Leben einer unbekannten Frau zu erforschen. Solche und ähnliche schwerwiegende Ereignisse und Lebensumstände dienen weniger dazu, Spannung zu erzeugen, als tiefe Einblicke in die unterschiedlichsten Biographien zu ermöglichen. Eine Klavierlehrerin wird von einem begabten Schüler regelmäßig bestohlen, sie schweigt dazu. Aber sie erkennt den Egoismus und die Täuschung als Konstanten ihres bisherigen Daseins. In jeder Erzählung steckt ein ganzer Roman, gleichsam wie mit einem Brennglas konzentriert in einer einzigen Begebenheit. So entsprechen sich maximale Bedeutung und die Knappheit der Worte in diesen "letzten Erzählungen" des jüngst verstorbenen irischen Autors.
Trevor bietet kein Lesefutter, sondern spricht nachdenkliche Leserinnen an, die mit literarisch dicht erzählten Formen umgehen können.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Trevor, William
Trevor, William:
Letzte Erzählungen / William Trevor. Dt. von Hans-Christian Oeser. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2020. - 206 S. ; 21 cm. - Aus d. Engl.
ISBN 978-3-455-00828-9 geb. : EUR 24.00
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Tre - Buch