Eine Familienchronik in Comicform.
Rezension
Mit einem guten Blick für Details schildert die Tochter einer Amerikanerin und eines Deutschen, wie sich ihre deutschen Großeltern während eines Sommerlagers der HJ kennen und lieben lernten, wie parallel in den USA die Eltern ihrer Mutter zusammenfanden. Konsequent sind die Sprechblasendialoge der in Deutschland spielenden Handlung in Deutsch, die der in den USA angesiedelten in Englisch gehalten. Als Tochter Charlotte nach dem Krieg zum Studium nach Deutschland kommt, ist es so für die amerikanische Familie nicht einfach zu akzeptieren, dass sie sich in einen Deutschen verliebt und ihn heiratet. Der Titel des Buches, "Liebe schaut weg", macht deutlich, wie zeitgeschichtlich bedingte Positionen, Vorurteile, Skepsis im privaten Schicksal überwunden werden. Vieles wird eher angedeutet, denn offen ausgesprochen, und der Interpretation des Lesers überantwortet. Aber das gelingt durch die Anschaulichkeit der eindrucksvollen Schwarzweißzeichnungen, die in einem naiv-realistischen Stil gehalten sind und ihre atmosphärische Qualität durch die gewählte Technik (ausgekratzt aus Schabkarton) gewinnen. Der Erzählfluss wird geschickt durch "Dokumente" (Familenfotografien, Rechnungen, Werbeanzeigen) angereichert.
Eine sehr gelungene, lesenswerte Comic-Familienchronik. Sie setzt beim Leser historisches Wissen voraus, um die tatsächliche Problematik besser einschätzen zu können.Rezensent: Dietrich Grünewald
Personen: Hoven, Line
Hoven, Line:
Liebe schaut weg / Text u. Ill. von Line Hoven. - Berlin : Reprodukt, 2007. - o. Pag. : überw. Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-938511-66-4 kt. : EUR 14.00
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