Eine Lutherbiographie, die weniger die Theologie Luthers als seine politische Wirkung betrachtet.
Rezension
Winkler erhebt den Anspruch, den großen Reformator als politische Figur seiner Zeit darzustellen, ihn sozusagen zu entmythisieren. Die politischen Bedingungen, das Spannungsfeld zwischen Papst, Kaiser, Kur- und Landesfürsten erfaßt er in einer leicht lesbaren Sprache, aber sonst gibt es nicht viel Neues. Immer wieder auftauchende Schlagworte sind Ablaßhandel, Befreiung des individuellen Gewissens, eifernder Mystiker. Das sind allenfalls nur Stichwörter zu Luthers Theologie. Steht aber auch schon in allen Geschichtsbüchern. Auch der Versuch, Luther als Überwinder des Mittelalters und Wegbereiter der Moderne (Medienprofi) zu etablieren, überzeugt nicht. So wird das Denken in Standeskategorien fast übergangen, weil es in diese Geschichtssicht nicht passt. Seltsam ist die Vernachlässigung des heute so heftig diskutierten Antisemitismus Luthers. Die Literaturhinweise sind dürftig und spärlich. Hier schreibt ein schneller Journalist.
Ein langes, gut lesbares Buch mit wenig Erkenntnisgewinn. Interessant ist vielleicht die Art und Weise, wie wenig der Papst von Luther beeindruckt ist und ihn in seiner Wirkung unterschätzt. Das politische Panorama der Zeit ist gut erfasst.Rezensent: Hans-Wolfgang Schaller
Personen: Winkler, Willi
Winkler, Willi:
Luther : Ein deutscher Rebell / Willi Winkler. - Berlin : Rowohlt Berlin, 2016. - 639 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-87134-723-8 geb. : EUR 29.95
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Signatur: Bb Win - Buch