Kaufmann historisiert Luthers Aussagen zu den Juden und beschreibt deren Wirkungsgeschichte bis in das 20. Jahrhundert.
Rezension
Nach einem Jahr ist die zweite durchgesehene Auflage erschienen. Kaufmann schildert Begegnungen Luthers mit Juden. Luthers Äußerungen zu den Juden werden in den Zeithorizont und Luthers Leben eingebettet. Das macht sowohl frühe "freundliche" Aussagen über Juden als auch "Luthers böse Schriften" verständlich. "Luthers Juden" sind eine Konstruktion, die sich aus Phantasie, Angst, landläufigen Ressentiments, alttestamentlichen Auslegungstraditionen, biographischen Ereignissen, Misstrauen, Enttäuschung über mangelne Bekehrungen speist. Die Wirkung der schlimmen Spätschriften zu den Juden im 20. Jahrhundert beschämt. Kaufmann denkt mit Luthers Aussagen, in denen dieser sich selbst relativiert ("Wir sind Bettler."), gegen Luther. Damit öffnet er ein kritisches Verhältnis zu dem ungeheuren Mann Luther, der eben ein Mensch ist, und kann ihn besser verstehen, als er sich verstanden hat.
Kaufmanns differenziertes und kluges Buch gehört in die Hände aller Lutherinteressierten.Rezensent: Martin Schulz
Personen: Kaufmann, Thomas
Kaufmann, Thomas:
Luthers Juden / Thomas Kaufmann. - 2., durchges. Aufl. - Stuttgart : Reclam, 2015. - 203 S. : Ill. ; 20 cm
ISBN 978-3-15-010998-4
Kirchengeschichte, Theologiegeschichte - Signatur: Cc 1 - Bücher