Die junge Russin Lisa pflegt die greise Wilhelmine. Beide haben erschütternde Erinnerungen an die Gräuel des 2. Weltkrieges.
Rezension
Nach einem Unfall wird die vorher rüstige Wilhelmine von Lisa aus Smolensk gepflegt. Die beiden Frauen trennen über 60 Jahre. Anfangs verstehen sie sich, dann erfährt Wilhelmine, dass die junge Pflegekraft Russin ist. Alte Erinnerungen an die Gräuel des 2. Weltkrieges werden wach. Deswegen schikaniert Wilhelmine Lisa, zeigt sich anspruchsvoll, undankbar und gemein. Lisa zahlt mit gleicher Münze zurück. Sie lässt die hilflose Greisin im Schmutz liegen, gibt vor, ihren Schmuck zu stehlen und weint kummervoll über die weit entfernte Heimat und ihre ebenfalls vom Krieg gezeichnete Mutter. In Rückblenden wird die schreckliche Wahrheit langsam enthüllt, und was bei Wilhelmine wie bei Lisa nie verarbeitete Wunden hinterließ. Zudem kommen die Hilflosigkeit von Wilhelmines Familie gegenüber der Pflegeaufgabe und die aufreibenden Anforderungen der jungen Russin. Man leidet mit und entwickelt für beide Seiten ein gewisses Verständnis. Trotzdem schneidet dieser außerordentliche Roman ins Herz.
Für sehr belastbare Leser, die stilistische Brillanz trotz eines sehr aufwühlenden Inhalts zu schätzen wissen.Rezensent: Martina Mattes
Personen: Baronsky, Eva
Baronsky, Eva:
Magnolienschlaf : Roman / Eva Baronsky. - Berlin : Aufbau, 2011. - 184 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-351-03338-5 geb. : EUR 17.95
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