Schenk, Sylvie
Maman Roman
Buch

"Es ist meine erste und letzte Umarmung. Schreiben, Streicheln, Festhalten": Spurensuche nach Mutter und Großmutter.


Rezension

Die 79-jährige deutsch-französische Autorin versucht mit diesem Text, das schwere Schicksal ihrer Mutter und ihre daraus resultierenden Verhaltensweisen für sich greifbar und verstehbar zu machen. Wenige Fakten sind recherchierbar zur Herkunft der Mutter. Sie war ein uneheliches Kind einer armen Lyoner Seidenfabrikarbeiterin, die als Adoptivkind in den ersten 6 Jahren schlimme Erfahrungen gemacht hat, bevor sie dann ein liebevolles Zuhause fand. Sie ist ein schweigsames, einsames Kind, dem es auch im Erwachsenenalter nicht gelingt, Nähe und Zärtlichkeiten gegenüber ihren eigenen Kindern zuzulassen. Ein Leben lang schämt sie sich ihrer Herkunft, verharrt in der Opferrolle und bleibt für die nachfolgende Generation immer ein Rätsel. Der selbstfiktionale Text füllt mit Fiktion die Leerstellen im Leben der Mutter, spielt mit Vermutungen und Deutungen und lässt so das Erbe der Kriegsgenerationen authentisch werden. Forschend und sacht fordernd, entstehen Nähe und Befreiung für die Tochter.

Aus der Schwemme der Literatur um die Annäherung an Vater oder Mutter sticht diese Erzählung in ihrer klaren poetischen Sprache in kurzen Kapiteln heraus. Lesenswert!

Rezensent: Karin Steinfeld-Bartelt


Personen: Schenk, Sylvie

Schlagwörter: Familie Krieg Mutter Frankreich

Schenk, Sylvie:
Maman : Roman / Sylvie Schenk. - München : Hanser, 2023. - 172 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-446-27623-9 geb. : EUR 22.00

Zugangsnummer: 2015/2539
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Signatur: Schen - Buch