Eine moderne Parabel über Fremdsein und Verleugnung der eigenen Identität.
Rezension
Nadia und ihr Mann Ange sind seit fünfzehn Jahren engagierte Grundschullehrer in Bordeaux. Plötzlich ändert sich das Verhalten ihrer Umwelt ihnen gegenüber. Sie werden finster angesehen, gemieden, körperlich angegriffen. Die Ursache für diese Abneigung bleibt rätselhaft. Auf seltsame, unerklärliche und unentrinnbare Weise ändern sich Mitmenschen, vertraute Orte und schließlich auch Nadia und ihr Mann selbst. In dem recht düsteren, beunruhigenden Roman werden der Verfall von Familien als Folge des Bruchs mit den eigenen Wurzeln und die gesellschaftlichen Sanktionen gegen soziale Emporkömmlinge thematisiert. Alltägliche, banale Situationen und irreale, phantastische, kafkaeske Momente wechseln sich ab. Diese Verkettung von Paranoia und Vernunft iritiert den Leser, denn der Stil der Autorin bleibt nüchtern und präzise und macht die Tragik und Grausamkeit des Geschehens besonders erschütternd. Auch das Ende ist recht makaber.
Der Roman ist packend und handlungsreich. Die geschickt konstruierte Mixtur aus trügerischer Realität und Übernatürlichem fesselt und verwirrt gleichermaßen. Für Liebhaber anspruchsvoller Unterhaltungsliteratur.Rezensent: Dieter Jeanrond
Personen: Ndiaye, Marie
Ndiaye, Marie:
Mein Herz in der Enge : Roman / Marie NDiaye. Dt. von Claudia Kalscheuer. - 1. Aufl. - Frankfurt am Main : Suhrkamp, 2008. - 284 S. ; 21 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-518-42016-4 geb. : EUR 22.80
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