Kaminer, Wladimir
Mein Leben im Schrebergarten
Buch

Des Deutschen Glück: der Schrebergarten.


Rezension

Kaminers lakonischer Witz ist legendär und auch hier erweist er sich wieder als sein Meister. In kurzen und äußerst kurzweiligen Kapiteln beschreibt er seinen Einstieg in das Dasein eines Schrebergartenbesitzers im vergangenen Gartenjahr (natürlich nur auf Betreiben seiner Frau, die im Gegensatz zu dem Moskauer Autor ländlich aufgewachsen ist und angeblich ihr halbes Leben nur im kaukasischen Obstgarten ihrer Oma verbracht haben soll), und natürlich gerät die Beschreibung zu einem Spiegel für die deutsche Spießigkeit. Die Kolonie "Glückliche Hütten 1 und 2" ist für ihn ein Abbild der deutschen Seele und der deutschen Sucht nach Ordnung, nach Geregeltheit unseres Alltags; ein Abbild der Verordnungs- und Normwelt, die uns Halt gibt. Natürlich überzeichnet er hierbei, jedoch gekonnt und immer auch liebevoll, und natürlich glaubt man auch nicht, dass das sowjetische Pendant zur deutschen Schrebergartenkultur auf reinem Alkoholmissbrauch gegründet war. "Russen fahren zu ihren Datschen, um zu trinkenàdie Deutschen stellen Gartenzwerge auf" behauptete er im Interview.

Kaminer liefert einmal mehr Gesellschaftsanalyse in bester, humoriger Form, die jedem nur empfohlen werden kann.

Rezensent: Christiane Spary


Personen: Kaminer, Wladimir

Schlagwörter: Satire Gesellschaft Idylle

Kaminer, Wladimir:
Mein Leben im Schrebergarten / Wladimir Kaminer. Ill. von Vitali Konstantinov. - 1. Aufl. - München : Manhattan, 2007. - 223 S.: Ill. ; 21 cm
ISBN 978-3-442-54618-3 geb. : EUR 17.95

Zugangsnummer: 0002/2416
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch