Azzeddine, Saphia
Mein Vater ist Putzfrau Roman
Buch

Ein Jugendlicher aus der Pariser Banlieue sucht unter schwierigen Bedingungen seinen Platz im Leben.


Rezension

Polo geht zu Beginn in die 8. Klasse. Er ist klein, nicht besonders hübsch und zudem noch weiß im Gegensatz zu den vielen Mitschülern mit Migrationshintergrund. Das bedeutet, dass er zu seinem großen Kummer von den Mädchen kaum beachtet wird. Die Verhältnisse zu Hause sind auch nicht einfach. Die gelähmte Mutter bearbeitet unentwegt die Fernbedienung und die Schwester hat nur die nächsten Miss-Wahlen im Kopf. Ein gutes Verhältnis hat Polo nur zu seinem Vater. Der ernährt die Familie als Reinigungskraft und Polo hilft ihm oft. Beim Putzen in der Bibliothek entdeckt er die Welt der Wörter. Er schlägt Wörter nach, die ihm Angst machen, weil er sie nicht versteht, z.B. "Transzendenz" oder "Widrigkeit", beginnt zu lesen und begreift irgendwann zwischen seinen sexuellen Erlebnissen und Wunschträumen, dass er dem Milieu nur durch Bildung entkommen kann. Sprachlich jongliert die Autorin zwischen typischer Jugendsprache und gebildeter Hochsprache, die manchmal etwas angestrengt wirkt.

Aus mal komischen und mal beklemmenden Situationen entsteht ein Bild vom Leben am Rande der Gesellschaft.

Rezensent: Heidrun Martini


Personen: Azzeddine, Saphia

Schlagwörter: Entwicklung Erwachsenwerden Frankreich Prekariat

Azzeddine, Saphia:
Mein Vater ist Putzfrau : Roman / Saphia Azzeddine. Dt. von Birgit Leib. - Berlin : Wagenbach, 2015. - 123 S. ; 22 cm. - Aus d. Franz.
ISBN 978-3-8031-3270-3 kt. : EUR 14.90

Zugangsnummer: 2014/1296
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - Buch