Das Leben Dieter Rotmunds ist so mittelmäßig, dass selbst Katastrophen in der Banalität des Alltags untergehen.
Rezension
Dass dem Ich-Erzähler Dieter Rotmund plötzlich ein Ohr und später ein kleiner Zeh abhanden kommen, steht für den Verlust, der sein ganzes Leben zu bestimmen scheint. Detailbeobachtungen seiner Umwelt nimmt der Protagonist immer wieder zum Anlass, in kreisenden Denkbewegungen über seine zerbrechende Ehe, seine berufliche Tätigkeit und insgesamt über sein sinnleeres Leben nachzudenken. In diesen Bildern eines mittelmäßigen Lebens scheinen immer wieder auch komische Elemente durch. - Sylvester Groth bringt den Genazino ganz eigenen Textduktus ausgesprochen gut zum Ausdruck. Die ungekürzte Lesung weist ganz im Sinne des Buches keine Spannungshöhepunkte auf, sondern entspricht dem gewollten Konzept des Unspektakulären, Mittelmäßigen.
Mit einer Art morbidem Interesse folgt der Hörer den Gedankengängen Rotmunds, der Menschen und Dinge zunächst wie unbeteiligt wahrnimmt, gleichsam sie seziert und dann auf ihren Bezug zur eigenen Persönlichkeit hin überprüft. In den daraus erwachsenden aphoristischen Bemerkungen findet sich auch der Hörer bzw. Leser beschrieben. Darin liegt eine FaRezensent: Birgit Schönfeld
Personen: Genazino, Wilhelm
Genazino, Wilhelm:
Mittelmäßiges Heimweh : Ungek. Lesung / Wilhelm Genazino. Gelesen von Sylvester Groth. - Hamburg : Hoffmann & Campe, 2007. - 5 CDs ; 316 Min.
ISBN 978-3-455-30521-0 : EUR 24.95
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik, Sammlungen - CD