Leben und Werk von Matthias Claudius (1740-1815) im Kontext eines historischen Umbruchs gesehen.
Rezension
Aus Anlass der 200. Wiederkehr des Todestages von Matthias Claudius am 21. Januar 2015 ist es zu begrüßen, dass der für seine fundierten Biographien bekannte Autor auf das Gesamtwerk, nicht nur des christlichen Lyrikers, aufmerksam macht, neueste Forschungsergebnisse einbezieht und mannigfachen Freundschaften mit Zeitgenossen detailliert nachspürt. Es entsteht ein weitgefächertes Bild der Epoche im Spannungsfeld zwischen dem ausklingenden Rokoko und der Aufklärung, zu der der Wandsbecker Bote nie einen wirklichen Zugang fand. Auch lehnte er die Ideen der französischen Revolution ab, obwohl er sich gegen Fürstenwillkür, für Toleranz und höhere Achtung etwa des schwer arbeitenden Landmanns einsetzte. Seine Vorliebe für das einfache, naturnahe Leben in christlicher Demut stand in manchem Widerspruch zu der Lebenswirklichkeit des hochgebildeten oft in die Rolle des naiven Boten Asmus oder des Invaliden Görgel schlüpfenden Genies. Eine schöne Würdigung findet seine Frau Rebecca, die tatkräftige, ausgleichende und liebenswerte Mutter seiner zwölf Kinder. Einen besonderen Blick wirft der Musikwissenschaftler Geck auf Freundschaften mit Musikern und auf die Vertonungen seiner Texte.
Gern empfohlen für alle, die sich mit dieser Epoche und ihren Protagonisten beschäftigen mögen.Rezensent: Halgard Kuhn
Personen: Geck, Martin
Geck, Martin:
Matthias Claudius : Biographie eines Unzeitgemäßen / Martin Geck. - München : Siedler, 2014. - 320 S. : Ill. ; 22 cm
ISBN 978-3-88680-986-8 geb. : EUR 24.99
Lebensbilder, Briefe und Tagebücher einzelner Personen - Buch