Fernseh-Mehrteiler: Oktoberfest 1900, Bierbranche-Intrigen, Morde und zwei Frauen, die um Selbstbestimmung kämpfen.
Rezension
Sprachlich ein Fontane ist es nicht, aber eine ähnliche Absicht steckt dahinter: in einem spannenden Roman die Frauenrechtlosigkeit um 1900 darstellen: Abhängigkeit des verheirateten „Biermadl“ Colina vom gewalttätigen Ehemann und vom Gastwirt-Arbeitgeber - die Kellnerinnen erhalten nur Trinkgeld, keinen Lohn und stehen nur wenig über einer Hure - und die Abhängigkeit der höheren Tochter Clara vom Willen ihres Vaters, eines fränkischen Brauers, der sie entsprechend verheiraten will, um Einfluss auf das Oktoberfest zu gewinnen. Er will sich rächen für ein Ereignis der Vergangenheit. Denn das Oktoberfest 1900 bildet den Rahmen der Story: Bierbrauer und Wirte konkurrieren um Schanklizenzen, die nur für Münchner Bier zu erhalten sind. Morde geschehen. Verdächtigt wird natürlich der Häuptling des Völkerschau-Samoa-Stamms. Beide, Clara und Colina, zeitweise Gouvernante bei Clara, kämpfen um ein selbstbestimmtes Leben. Und dann ist da noch die Obrigkeit in Gestalt von Zensur und Gendarmerie.
Zeit und Figuren eindrucksvoll und einfallsreich charakterisiert. 45 Kapitel, Zeilenabstand und Schriftgrad hervorragend: Als „Schmöker“ für reifere Leserinnen sehr empfohlen.Rezensent: Delia Ehrenheim-Schmidt
Personen: Grill, Petra
Grill, Petra:
Oktoberfest 1900 - Träume und Wagnis : Roman / Petra Grill. - Frankfurt am Main : Fischer Krüger, 2020. - 493 S. ; 22 cm
ISBN 978-3-8105-0057-1
Romane, Erzählungen, Dramen, Lyrik - Signatur: SL - Bücher