Eine Kindheit im Kinderheim ist schlimm. Eine Kindheit im Kinderheim in der DDR ist noch schlimmer. Eine Muttersuche.
Rezension
Über fünfzig Jahre quälte sich Peter Wawerzinek mit der Frage, warum seine Mutter ihn als Waise in der DDR zurückgelassen hatte. Dann fand und besuchte er sie. - Eine junge Frau flieht in den Westen und überlässt ihren zweijährigen Sohn den Fürsorgeeinrichtungen der jungen DDR. Dort durchleidet der zunächst stumme Junge Jahre großer Entbehrung und schmerzhafter Sehnsucht. Zwei Adoptionsversuche scheitern. Bei der Köchin wäre es ihm wohl gut gegangen. Aber deren Mann lässt sich auch mit Köstlichkeiten aus der Küche nicht für ein Kind erweichen. Ein Leben in der Familie des Tischlermeisters wünscht man ihm als Leserin eher nicht und ist deshalb froh, als auch dieser Versuch scheitert. Allerdings wäre dieses Leben vielleicht weniger schwermütig und vertrackt gewesen, wenn ihm ein Heranwachsen unter Geschwistern und liebevollen Menschen ermöglicht worden wäreà den LeserInnen wäre ein schwerfälliges Stück Literatur erspart geblieben, das sich mit grobknochigen Hauptsätzen und interpunktationslosen Zitaten aus Kinderreimen, Kinderliedern und deutscher klassischer Dichtung schwer auf Zunge, Kopf und Magen legt.
Auf der shortlist für den Deutschen Buchpreis 2010. - Ein Roman für geübte LeserInnen mit großem Interesse an der Thematik.Rezensent: Christiane Thiel
Personen: Wawerzinek, Peter
Wawerzinek, Peter:
Rabenliebe : Roman / Peter Wawerzinek. - 3. Aufl. - Berlin : Galiani, 2010. - 427 S. ; 21 cm
ISBN 978-3-86971-020-4 geb. : EUR 22.95
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