Ein intellektueller Werdegang, auf persönlicher Ebene erzählt und soziologisch fundiert.
Rezension
Der französische Soziologe schildert sowohl seine Herkunft aus einer ungebildeten Arbeiterschicht und kompromisslose Loslösung von der Familie, als auch seine erfolgreiche Ankunft in der geistigen Elite Frankreichs sowie seinen schwierigen Weg in die Homosexualität. Dabei konzentriert er sich auf die speziellen französischen Klassenunterschiede, die sich in einem elitären Ausbildungssystem niederschlagen. Einen großen Raum widmet er dem Wahlverhalten der französischen Arbeiter, die ihre Anhängerschaft an die kommunistische Partei zugunsten des rechten FN (Front national) aufgegeben haben. Der Antagonismus zwischen Arbeiter und Bourgeoisie hat sich in eine "nationale und ethnische" Gegnerschaft gewandelt und einen Protest gegen "die da oben", die die Immigration zulassen und gutheißen, ohne von ihren Folgen betroffen zu sein. Eribons Analysen sind überzeugend, denn die Nicht-Teilhabe der unteren Schichten an den kulturellen Reichtümern der Nation hat er selbst durchlebt.
Diese Analyse eines letztlich repressiven bürgerlichen Gesellschaftssystems ist aufgrund der konkreten Erfahrungen informativ und spannend zugleich zu lesen. Sehr zu empfehlen.Rezensent: Barbara von Korff-Schmising
Personen: Eribon, Didier
Eribon, Didier:
Rückkehr nach Reims / Didier Eribon. Dt. von Tobias Haberkorn. - Berlin : Suhrkamp, 2016. - 237 S. ; 20 cm. - Aus d. Franz.
978-3-518-07252-3-A kt. : EUR 18.00
Soziologie, soziale Fragen - Signatur: Sb Eri - Buch